Adoleszenz und Erwerbsarbeit

Basisinformationen
  • Typ: Promotion
  • Laufzeit: 2015-2020
Projektbeschreibung

Jugendliche strebten nach Selbstverwirklichung, wollten nicht mehr nine to five, sondern flexibel, kreativ und autonom arbeiten – diese These findet sich nicht nur gegenwärtig in der Debatte um die sogenannte Generation Y, sondern bereits in arbeitssoziologischen Studien der 1980er Jahre (und auch schon früher…). Während die Arbeitssoziologie ihre Thesen theoretisch und empirisch untermauern konnte, geraten sowohl öffentliche als auch wissenschaftliche Debatten zur Generation Y, Z und alpha bei näherem Blick schnell ins Wanken. Entgegen der schillernden Vielfalt zeitdiagnostischer Thesen zum Verhältnis Jugendlicher zur Erwerbsarbeit, die egoistische MacherInnen bis zu heimlichen RevolutionärInnen präsentieren und Kulturpessimismus bis hin zum utopischen Feuer befördern, deuten aktuelle Studien eher Re-Materialisierungstendenzen unter Jugendlichen an – es geht immer mehr um Sicherheit, nicht um Selbstverwirklichung. Letztlich bleibt aber auch eine solche Interpretation unterkomplex, fängt das subjektive Verhältnis Jugendlicher zur Erwerbsarbeit nur oberflächlich ein, verallgemeinert Orientierungsmuster und entkoppelt sie von ihren spezifischen Bedingungen adoleszenter Sozialisation.

Das Promotionsprojekt verfolgt die Fragestellung, welche subjektiven Verhältnisse Jugendliche zur Erwerbsarbeit gegenwärtig ausbilden. Auf theoretischer Ebene steht dabei ein Re-Reading klassischer sowie aktueller Adoleszenztheorien zur Interpretation und Analyse von jugendlichen Arbeitsorientierungen im Vordergrund. Zudem werden gegenwärtige Debatten um die jugendliche Sozialisation vor diesem Theoriehintergrund beleuchtet. Dabei verdeutlicht sich, dass sich Adoleszenz in der Gegenwartsgesellschaft wohl kaum mehr als idealtypisches Moratorium denken lässt und entsprechende Orientierungsmuster unwahrscheinlicher werden. Ziel des Projekts ist es daher, einen Einblick in das subjektive Verhältnis Jugendlicher zur Erwerbsarbeit vor dem Hintergrund spezifischer Adoleszenzmuster zu schaffen.

Empirisch verfolgt die Arbeit einen Mixed-Methods-Ansatz, wobei die quantitative und qualitativen Erhebungs- und Auswertungsmethoden unabhängig voneinander angewandt werden. Quantitativ wird anhand repräsentativer Datensätze (ALLBUS 1982-2016; Nationales Bildungspanel) überprüft, welche Arbeitsorientierungen Jugendliche einnehmen und wie sich diese sowie Strukturierungsfaktoren historisch gewandelt haben. Letztlich verbleibt die quantitative Analyse jedoch in ihrer Vorstrukturierung jugendlicher Orientierungen problematisch, weshalb darauf aufbauend in narrativ fundierten Interviews mit Jugendlichen im Alter von 14-18 Jahren deren subjektives Verhältnis zur Erwerbsarbeit herausgearbeitet und vor dem Hintergrund spezifischer Adoleszenzmuster interpretiert wird.

 

Beteiligte Personen:

Andreas Fischer